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Transformations-Falle Nr. 3: Fokus auf das Dann & Dort

Die Welt spielt sich im Hier und Jetzt ab. Und das gilt auch für Organisationen. Alles, was in einer Organisation geschieht, findet in der Gegenwart statt.

Stabilität ist eine Leistung der Organisation
Der beste Indikator für das, was heute in einer Organisation geschieht, ist das, was gestern passiert ist. Wiederkehrende Prozesse und Routinen helfen einer Organisation nicht nur dabei, Energie zu sparen, sondern auch Stabilität zu schaffen. Es ist eine Leistung der Organisation, immer wieder denselben Prozess zu durchlaufen und dieselbe Leistung zu erbringen. Wie können Banken sonst jeden Tag zuverlässig 10 Millionen Privatkunden bedienen oder Autohersteller 30 Millionen Fahrzeuge eines bestimmten Typs herstellen, die auch noch funktionieren? Solche Leistungen sind außergewöhnlich und können nur von Organisationen in dieser Größenordnung erbracht werden.

“Wir müssen morgen alles anders machen!”
Dies ist das oft gehörte Mantra zu Beginn von Transformationsprozessen. Es muss besser werden, es muss sich schnell ändern im Vergleich zu gestern. Das Top-Management äußert diese Worte oft leichtfertig, nachdem sie die Situation analysiert haben. Was hört die Organisation? Sie hört, dass die Lösung in der Zukunft liegt, dass das Neue besser ist. Und implizit wird die Botschaft vermittelt: Das Alte ist es nicht. Es muss überwunden werden. Das Alte, wofür die Organisation bisher mit aller Kraft gekämpft hat. Das, worauf die Menschen bislang stolz waren, wird nun als wertlos und schlecht angesehen…

Abwertung erzeugt Widerstand
Und dann folgt wie erwartet das, wo dann die gemeine Fachliteratur versucht weiterzuhelfen: Wie geht man als Manager mit Widerstand um? Überraschung… Widerstand ist eine natürliche Reaktion auf die Abwertung, die durch das Hervorheben des Neuen und Besseren entsteht. Wer kann schon begeistert vorangehen, wenn er gerade gehört hat, dass das, wofür er bisher stand, nichts mehr zählt?

Wertschätzung erzeugt Zuversicht
Es ist genau andersherum: Wer sich sicher und anerkannt fühlt, ist auch bereit, Risiken einzugehen. Hier passt die Analogie zur Erziehung von Kindern: Diejenigen, die bedingungslos geliebt wurden und sich in ihrem Zuhause sicher fühlten, haben die Kraft und Zuversicht, später alleine in die Welt hinauszugehen und Risiken einzugehen. Ein Mitarbeiter, der sich wertgeschätzt fühlt und seine Position im Team sicher weiß, hat den Mut, ins Unbekannte und Neue zu gehen.

Der Schlüssel für erfolgreiche Transformationen liegt im Hier und Jetzt
Erfolgreiche Kommunikation beginnt mit Wertschätzung und dem Verständnis für das Hier und Jetzt: Worin sind wir gut? Was macht uns stark? Was möchten wir beibehalten, wenn wir gemeinsam voranschreiten? Statt den Fokus auf das Neue, das Fremde in der Zukunft zu legen, gilt es im ersten Schritt sich auf das Starke im Hier und Jetzt zu konzentrieren.
Und es geht auch nicht darum, einen riesigen Sprung in die Zukunft zu machen, sondern darum, einen guten nächsten Schritt zu finden. Einen Schritt, den jeder absehen und erfolgreich gehen kann – und danach vielleicht noch einen zweiten…

Autor

John Kayser

Datum

17.04.2024